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Die Kultur der Rastafarier

Verantwortlicher Autor: Herbert J. Hopfgartner Salzburg, 02.01.2019, 15:57 Uhr
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Salzburg [ENA] Rastafarianer (rastafarians) sind Mitglieder einer religiösen afroamerikanischen Erlösungsbewegung mit jamaikanischem Ursprung. Als Gründer dieser Gruppierung gilt Marcus Mosaih Garvey (1887-1940), der die Krönung von Ras Tafari Makonnen (1892-1975) zum Kaiser Haile Selassie I. von Äthiopien (1930) als Symbol einer Befreiung der farbigen Bevölkerung in Amerika deutete.

In der amharischen Landessprache Äthiopiens bezeichnet Ras den „Kopf“ (vgl. diesbezüglich hebr. rosch = Kopf). Es ist nicht nur der höchste militärische Rang, sondern auch eine kaiserliche Auszeichnung, wobei der Ausdruck schon im 16. Jahrhundert verwendet wurde. Der Krönungstitel von Haile Selassie I., „Auserwählter Gottes“ und „Siegreicher Löwe von Juda“ interpretieren die Anhänger dieses Glaubens als dritte göttliche Inkarnation (nach Melchisedech und Jesus Christus). Er selbst sah sich als 225. Nachfolger des König Salomon.

Die Rastas projizieren ihre eigene Geschichte, also die Verschleppung nach und die Unterdrückung in Amerika, auf die biblische Erzählung des israelitischen Volkes. Gott werde demnach den Schwarzen aus dem von den Weißen begangenen Unrecht befreien. In den Anfängen des Rastafarianismus bedeutete dies die reale Rückkehr ins gelobte Land Äthiopien (gr. aithalo = „rußig, schwarz“ bzw. „sonnengebräunt“ und ops = „Gesicht“), heute verstehen die rastafarians darunter eher die symbo¬lische und spirituelle Heimkehr der Unterdrückten in einen Zustand der Freiheit und Selbstbestimmung.

Äthiopien gilt ja nicht nur unter den Paläanthropologen als Wiege der Menschheit, sondern auch als der einzige genuin unabhängige afrikanische Staat – aus diesem Grund wurde und wird dieses Land nicht nur von den Mitgliedern des Rastafarianismus sondern auch von vielen Exilafrikanern idealisiert. Die im Westen vor allem als Haartracht einer antibürgerlichen Haltung wahrgenommenen Dreadlocks und die ungestutzten Bärte werden von den rastafarians auf das Buch Levitikus „zurückgeführt“ Dort ist zu lesen, dass „kein Schermesser das Haupt berühren soll, bis die Zeit abgelaufen ist, für die er sich dem Herrn als Nasiräer geweiht hat. Er ist heilig, er muss sein Haar ganz frei wachsen lassen.“

Der rituelle Gebrauch von Cannabis (Ganja) als auch die salzlose vegetarische Kost wird mit der Bibel (der „Holy Piby“), dem Schöpfungstext des fünften Tages begründet, wonach Gott den Menschen „alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten übergeben hat.“ Neben religiösen Themen („Roots Reggae“) spielt die Armut und die soziale Ungerechtigkeit in den Texten des Reggae, der Musik der Rastafarier, eine große Rolle. Skurril und bezeichnend für die populäre Musik insgesamt und für den Reggae im Besonderen ist der Umstand, dass erst ein Weißer, nämlich Eric Clapton, mit einer Cover-Version von „I Shot the Sheriff“ den Schöpfer des Liedes, Bob Marley, bekannt gemacht hat...

In vielen Texten werden der Protest gegen die Jahrhunderte lange Beherrschung der Briten (1655-1962), das Gefühl der Gefangenschaft und die kulturelle Entfremdung artikuliert. Auch wenn die meisten Reggae-Musiker von globalem Pazifismus und Gerechtigkeit sangen – viele der Protagonisten wurden frühzeitig von der Dramatik ihrer Texte eingeholt: Peter Tosh und Carlton Barrett wurden ermordet, Bob Marley bei einem Überfall schwer verletzt – wohlgemerkt handelt es sich hierbei um Musiker ein und derselben Band.

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